Wenn weniger mehr ist, dann ist dieses „Mehr“ laut der minimalistischen Bewegung unendlich viel. Ein persönlicher Gewinn, der durch die Konzentration auf die wichtigen Dinge im Leben und die Trennung von Überflüssigem zu einem glücklicheren und sinnerfüllteren Leben führen soll. Doch was ist dran, an diesem Trend? Und ist es überhaupt eine Modeerscheinung oder eher eine Haltung, die eigentlich tief in uns verwurzelt ist und die wir nur wiederentdecken müssen?
Was genau ist Minimalismus?
Es gibt keine klaren Regeln die festlegen, wie Minimalismus praktiziert werden soll. Das Ziel ist auch nicht, ab sofort nur noch mit 100 Gegenständen auszukommen und alles andere wegzugeben. Oder in Zukunft in einem 20 Quadratmeter großen Raum zu wohnen. Wer das gerne möchte und wen das erfüllt, der sollte das auch genauso tun. Minimalismus sieht nämlich für jeden anders aus. Im Fokus steht, den Sinn in unserem Leben zu entdecken. Unsere Berufung zu suchen und zu finden sowie Leidenschaften auszuleben. Mehr selbst zu machen, anstatt ständig nur zu konsumieren. Und ganz entscheidend: Im Augenblick zu leben! Kurzum richtet sich der Minimalismus an alle, die an einem einfacheren, bewussteren Lebensstil interessiert sind, und bei denen Glück und Freiheit nicht an materiellen Besitz und beruflichen Erfolg geknüpft sind. Die Konzentration liegt auf fünf wichtigen Werten: Gesundheit, Beziehungen, Leidenschaften, Weiterentwicklung und Soziales Engagement. Wie man in diesen Bereichen aktiv Minimalismus ausüben kann, zeigen die folgenden Anregungen.
Die fünf wichtigen Werte des Minimalismus
Gesundheit
Alle Facetten des Lebens lassen sich am besten genießen, wenn man sich gut fühlt. Die Grundbausteine für ein gesundes Leben sind simpel: wertige Nahrung und körperliche Bewegung. Eigentlich wissen wir das bereits! Aber spüren wir es auch immer? Wer anfängt, jeden Tag in kleinen Schritten etwas für seinen Körper zu tun, der wird in ein paar Wochen die positive Wirkung spüren. Und genau das ist eben auch Minimalismus! Es geht nicht darum, Bodybuilder zu werden oder komplett auf Süßigkeiten zu verzichten, sondern Spaß an Bewegung und bewusster Ernährung zu haben. Bewegung kann man ganz clever in den Alltag integrieren, das spart Zeit. Vielleicht mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder morgens 40 Minuten schwimmen, weil das Hallenbad auf dem Weg zur Arbeit liegt. Oder fixe Sportzeiten festlegen. Zum Beispiel einen Yoga-Kurs besuchen oder eine Verabredung zum Joggen wahrnehmen. Eine bewusste Ernährung ist das A und O, um körperlich fit zu bleiben und nicht träge zu werden. Obst und Gemüse am besten in Bio-Qualität und die Sorten nach den Jahreszeiten auswählen. Auch beim Genießen zählt: Weniger ist mehr! Also gerne auch einmal einen Fastentag einlegen. Gemeinsam macht Bewegung und gesunde Ernährung mehr Spaß und soziale Beziehungen zu pflegen ist ein weiterer wichtiger Wert des Minimalismus.
Beziehungen
Jeder Einzelne braucht persönliche Beziehungen, um zu gedeihen. Manche Menschen brauchen enge Verbindungen zu ein paar wenigen Personen und andere benötigen Liebe und Aufmerksamkeit vieler Beziehungen. Es gibt drei Bereiche, in denen sich Verbindungen einordnen lassen:
Primäre Beziehungen: Familie, Partner, beste Freunde; dies sind die Hauptdarsteller in unserem Leben.
Sekundäre Beziehungen: entfernte Familie, Freunde und manche Kollegen
Periphere Beziehungen: Nachbarn, Bekannte, weiterer Kollegenkreis
Die Fragen, die wir uns stellen müssen, sind: Welche Beziehungen sind positiv und tun mir gut? Mit wem möchte ich mehr Zeit verbringen? Natürlich sollten die meisten Aktivitäten mit Menschen aus den ersten beiden Ebenen verbracht werden, weil es ja einen Grund gibt, weshalb wir die Verbindung dort ansiedeln. Im Laufe der Zeit können sich Beziehungen jedoch auch verändern. Dadurch ändert sich deren Zuordnung. Es lohnt sich einmal nachzudenken, ob bestehende Beziehungen negativ, neutral oder positiv zu bewerten sind und wie sich das verändern lässt. Manchmal müssen wir leider auch liebe Menschen loslassen. Wandel gehört im Leben dazu und es ist wichtig, sich an diesem Prozess zu beteiligen. Wir alle verändern uns. Öfters einmal „nein“ zu sagen oder zukünftig einfach nicht mehr so viele Verpflichtungen einzugehen, ist schon einmal ein guter Weg, seine Zeit sinnvoll zu gestalten.
Leidenschaften
Man sagt, Leidenschaft besteht zu 50 Prozent aus Liebe und zu 50 Prozent aus Besessenheit. Was würde man liebend gerne den ganzen Tag machen? Was erfüllt mich? Dies sind essenzielle Fragen, die wir uns stellen sollten, wenn wir auf der Suche nach unseren Leidenschaften sind. Natürlich brauchen wir alle Geld zum Leben, keine Frage, aber wäre es nicht super, im Job Erfüllung zu finden, anstatt nur an Karriere zu denken? Und wer behauptet, dass nicht sogar beides möglich ist: erfüllter Job und Erfolg? Wir haben so viele Facetten in uns, die wir ausleben sollten. Vielleicht findet man dabei sogar seine Berufung. Der eine berät leidenschaftlich gerne Menschen und der andere möchte mit Tieren arbeiten und abends gerne kellnern, warum also nicht genau das auch umsetzen?
Weiterentwicklung
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und begibt sich nur ungern aus der Komfortzone heraus. Ohne Wachstum gehen wir aber ein und sind nicht mehr lebendig. Wir alle müssen uns auf Dauer weiterentwickeln und verändern, denn Stillstand ist niemals erfüllend und macht nicht glücklich. Ob das kleine Dinge im Alltag sind wie einen Spanisch-Kurs zu belegen oder gar große Entscheidungen wie ein Jobwechsel oder Hauskauf: entscheidend ist, wir müssen diese Veränderung wirklich in unserem Leben wollen! Klar begleiten uns dabei oftmals Ängste und Sorgen, aber letztendlich werden wir belohnt. Nicht zu vergessen: Unser Umfeld entwickelt sich ebenso weiter!
Soziales Engagement
Weiterentwicklung und Soziales Engagement sind eng miteinander verbunden. Wenn ich mich sinnvoll bei einem Projekt einbringe und Mehrwert für andere schaffte, entwickle ich vielleicht sogar neue Fähigkeiten. So profitieren alle davon. Wer gut mit Kinder umgehen kann und zudem sportlich ist, könnte in einem Verein als Jugendtrainer tätig werden und seine Stärken dort einbringen. Manchmal sind gerade die kleinen Gesten sehr bedeutsam. Soziales Engagement ist auch der Einkauf für die nette, alte Dame von nebenan. Sich um andere zu kümmern ist ein menschlicher Urinstinkt und belohnt mit Befriedigung. Ansonsten würde die Welt sich immer nur um unseren eigenen Kosmos drehen.
Fazit: Letztendlich wurde beim Minimalismus das Rad nicht neu erfunden. Altbekanntes wird an unsere heutigen Gepflogenheiten angepasst. Viele wichtigen Werte sind gerade in der westlichen Welt in Vergessenheit gerade – schön, dass uns diese Bewegung wachrüttelt und wieder zurück zu den Wurzeln führen möchte. Minimalismus ist demnach kein Trend, sondern eine Erinnerung an das, was tief in jedem von uns schlummert.
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